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Raggamuffin und Dancehall

Als Jamaika in den frühen 80er Jahren politisch endlich wieder einen Zustand annähernder Stabilität erreicht hatte und einen kurzzeitigen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, war die Zeit der Dancehalls - also der Soundsystems - gekommen. Im Dancehall waren die Produzenten die Musiker. Sie veränderten gegebene Riddims zu neuen Liedern. 1985 entstand der digitalisierte Reggae, Raggamuffin.

Auch in Londoner Dancehalls pumpten bereits damals riesige Boxenwände den Bass alter Studio One Riddims, versetzt mit live performtem Gesang ins Publikum. Mit der Kommerzialisierung des Reggae und dem internationalen Erfolg änderten sich auch die Lyrics. Viele religiöse musikalische Bestandteile und Themen (Conscious-Reggae, Weed-Tunes, Nyabinghi), wie beispielsweise Rastafari, wurden durch Materialismus und - auf Grund der Errungenschaften des Rastafari - schwarzes Selbstbewusstsein ersetzt. Hinzu kamen knallharte sexuell orientierte Themen (Batty-Tunes, Sloggy-Tunes). Beispielhaft können Tunes von Admiral Bailey, wie "Punanny" (1987) oder "Cocky Did A Hurt Me" von Yellowman (1987) genannt werden.

Jamaika spricht offen über Sex, Verklemmtheit scheint es dort nicht zu geben. So ist es nicht verwunderlich, dass viele junge Mädchen im Alter von 13 Jahren bereits Mutter sind. Vom Vater fehlt aber meißt jede Spur. Doch Abtreibung, wie in "Murder She Wrote" von Chaka Demus & Pliers (1987), oder Homosexualität werden geächtet, verachtet und veruteilt. In den späten 80ern nahmen die Hetztiraden in den Dancehalls teilweise Hexenjagd-ähnliche Ausmaße an. Anfang der 90er Jahre entstanden eine Vielzahl sogenannter Batty-Tunes. Selbst Buju Banton entgleiste mit "Boom Bye Bye" und "Batty Rider", von denen er sich selbst später distanzierte. Die waren Botschaften blieben dem westlichen Publikum oft verborgen, waren Sie doch ausschließlich in Patois, der jamaikanischen Landessprache vorgetragen. (Jetzt unser Patois-Lexikon nutzen!)


Boogle

Mittlerweile hat sich in den Dancehalls ein eigener Stil entwickelt. Drum und Bass haben die Vorherrschaft übernommen. Andere, meist computergenerierte Instrumente sind in den Hintergrund geraten. So wundert es nicht, dass sich viele Beat-Elemente des Boogle auch im Drum&Bass wiederfinden.

Effekte (Hall, Echo, Delays) werden oftmals live von den Soundboys (Soundsystem Crew) dazugegeben. Wie in den frühen 50er und 60er Jahren heizen auch heute MCs dem Publikum ein. Auch ist der Kampf um die gefragtesten Riddims und Versions nach wie vor gelieben. Und die Bedeutung von Vinyl und Foundation-Songs aus den frühen Jahren ist hier nach wie vor ungebrochen. Zum Glück!

Viele Soundsystems verwenden beliebte Riddims (Instrumentalversionen) oder produzieren eigene Riddims und buchen schließlich bekannte Sänger für die Aufnahme von Tribute-Versions und Station-IDs. Darin proklamiert der Artist das entsprechende Soundsystem als Champion-Sound, No. 1 Sound o.ä. Meist werden die Tracks auf Dubplates (7-inch oder 10-inch Vinyls) geritzt. Unerlässlich batteln sich die Sounds bei sogenannten Sound-Clashs mit Ihren Dubplate-Unikaten um die Gunst des Publikums. Dabei stört es viele nicht, wenn der Gegner den gleichen Riddim abspielt - seine Version wird schon das Rennen machen.

Demnächst mehr über die aktuelle Entwicklung der Dancehall-Szene.



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© 2001 Stephan Li, Wien. Aus der Semesterarbeit "Chant Down Babylon, Sklaverei in Jamaika - Widerstand und kulturelle Auswirkungen".


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