Mitte der 60-er Jahre wurde die jamaikanische Musik sozialkritischer. Die euphorische Stimmung nach der Unabhängigkeit Jamaika, legte sich, die Menschen waren unzufrieden mit der Armut, der Arbeitslosigkeit, mit dem Ungleichgewicht zischen reich und arm. Die Musik wurde langsamer ("steady"), der Offbeat wurde nun öfters mit der Rhythmus-Gitarre gespielt ("rock"). "Bei gleichbleibender harmonischer Struktur wurde der Takt nicht mehr nach Vierteln, sondern nach Halben gezählt. Die Basslinie begann aufzubrechen und kommt in kürzeren Mustern. Der Afterbeat blieb erhalten, getragen von Rhythmus-Gitarre und Drums. Die Leadgitarre wurde verstärkt eingesetzt, die Bassstimme um eine Oktave gedoppelt parallel mitzuspielen. Die Basslinie ist sehr melodiös und wird nicht auf dem ersten Schlag gespielt und die gesamte Musik wurde mit einem langsamen bluesigen Sound versehen."


Rude Boys

Rum trinkend und Ganja rauchend zelebrierten sie ihre Gewaltorgien, so wie es ihnen in den amerikanischen Krimis oder den Italo-Western vorgemacht wurde, und zogen wie ein anarchistisches Truppenkommando durch die Straßen der Ghettos."

In Kingston angekommen konnten sich Jugendliche nur mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Dies führte zu einer Ablehnung zur Gesellschaft. "Ihre Identität fanden sie in der Selbstdefinition als Rude Boy, als Gruppe von Gesetzlosen, die sich ihren gesellschaftlichen Respekt notfalls mit dem Messer verschafften."

Viele Rocksteady-Musiker sympathisierten mit den rude boys, wie die Wailers. Manche Musiker versuchten das gespannte Klima zu beruhigen bzw. die rude boys anzuklagen, wie Prince Buster: "Judge Dread" und "Rude Rude Rudee"

"´Judge Dread´ ist eine Art Singspiel. Dargestellt wird eine Gerichtsverhandlung, in deren Verlauf fünf Rude Boys von einem furchteinflößenden Richter (² I´m the only rude boy today²) zu einer Freiheitsstrafe von mehreren hundert Jahren und zusätzlichen Peitschenhieben verurteilt werden."

"Rude Rude Rudee" hat die gleiche Aussage.
You say you're a rude boy
You also say you can't go to jail.
But, you live in glass house
So don't throw stones!
A rude, rude Rudee

1967 entspannte sich die Situation, da auch viele Rude Boys in der Rastafari-Bewegung eine neue Identifikationsmöglichkeit fanden, Liebeslieder beherrschten die jamaikanische Szene.


Auch diese Artikel lesen:

Traditionelles
Ska
Reggae
2Tone & Blue Beat
Dancehall


Literatur-Tipps:

Reggae Bücher (Biographien & Lexika)


CD-Tipps:

Rocksteady & Ska CDs A-Z




© 2001 Stephan Li, Wien. Aus der Semesterarbeit "Chant Down Babylon, Sklaverei in Jamaika - Widerstand und kulturelle Auswirkungen".


Alle Inhalte dieser Homepage (Texte, Bilder, Grafiken, etc.) sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwendung von Inhalten ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Betreibers erlaubt.